Braunschweig (vr) Siegfried Mehwald und Henning Böger sind zwei Störenfriede der besonderen Art. Sie stehen mitten im Braunschweiger Hauptbahnhof und halten Reisende vom Reisen ab. Doch keiner beschwert sich. Viele bleiben sogar für ein paar Minuten stehen, um zu schauen, was die beiden da machen, der katholische Pastoralreferent und der evangelische Pastor. Eine Frau mit Rollkoffer hebt anerkennend den Daumen, während sie mit schnellen Schritten zum Zug eilt. Es ist Vorabendzeit, die Pendler kommen von der Arbeit nach Hause, und es ist Ferienbeginn. Genau die richtige Zeit für eine Premiere, meinen Mehwald und Böger. Sie stehen, mit Mikrofonen bewaffnet, vor dem Reisezentrum der Bahn, neben ihnen mannshohe Plakat-Aufsteller, auf denen man lesen kann, was Sache ist: Zum ersten Mal richten die evangelisch-lutherische Propstei Braunschweig und das katholische Dekanat Braunschweig gemeinsam mit der Bahnhofsmission eine ökumenische Bahnhofsandacht aus. Mehwald und Böger haben den kurzen Gottesdienst organisiert. Sie geben den Reisenden besinnliche Worte mit auf den Weg. Das Motto lautet „Kirchen am Zug“. Den Bahnreisenden auf dem Weg nach nah und fern einen kurzen Moment der Besinnung zu ermöglichen, das ist das Anliegen beider Kirchen. Und es klappt offenbar: Rund 50 Menschen hören zu, feiern den Gottesdienst mit. Viele weitere gucken kurz und strömen dann vorbei. Manche bleiben stehen, um eins der Lieder auf sich wirken zu lassen, die ein paar Jugendliche aus der Singschule St. Aegidien vortragen. Kantor Bernhard Schneider begleitet sie am Keyboard, und zum Schluss der knappen halben Stunde spendet die evangelische Pröpstin Uta Hirschler den Reisesegen. „Die Menschen im Bahnhof sind eigentlich immer in Bewegung, aber wir haben sie für einen kleinen Moment gestoppt, zum Innehalten gebracht“, sagt Böger, Pastor von St. Magni, anschließend. Und Mehwald von der Braunschweiger Citypastoral freut sich: „Kirche ist da, wo die Menschen sind. Das haben viele wahrgenommen.“ Deshalb wird die gemeinsame Aktion auch keine einmalige Sache bleiben, vier bis fünfmal pro Jahr sollen die Andachten im Bahnhof künftig stattfinden. Die nächsten sind im Herbst und in der Vorweihnachtszeit. Das Braunschweiger Bahnhofsmanagement hat Mehwald und Böger dafür schon seine Zustimmung signalisiert.
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30.07.2012
Kategorie: Gemeinde, Gottesdienst